Wussten Sie eigentlich schon, wie wenig Platz zum Kompostieren notwendig ist?
Mit einem Kompost kann aus den eigenen Küchen- und Pflanzenabfällen neuer Dünger für die Pflanzen entstehen. Hochwertiger Kompost bietet der eigenen Pflanzenwelt neue Nährstoffe zum Wachsen. Braucht man dafür Platz, ein abgelegenes Plätzchen im Garten, welches nicht jeder sieht und vor allem riecht? Dem ist nicht so. Für einen Kompost braucht man weder viel Platz, noch muss dieser stinken. Eine Kompostierung ist auch auf dem Balkon, der Terrasse oder sogar der Küche möglich.
Kompost ist ein Rotteprodukt aus abgestorbenem organischem Material. Pflanzenteile, Pilze, Bakterien und tote Tiere werden während des Rotteprozesses zersetzt bzw. umgewandelt. Die Pflanzenmasse wird zu neuem organischen Stoff umgebaut. Dieser Prozess wird Humifizierung, also Humusbildung, genannt. Durch die Zersetzung werden mineralische Bestandteile wie Stickstoff und Phosphor freigesetzt, die pflanzenverfügbar aber im Humus gebunden sind. So stehen diese für neues Wachstum je nach Bedarf der Pflanze sukzessive zur Verfügung.
Als Humus wird die gesamte tote organische Substanz des Bodens bezeichnet. Humus entsteht also immer und überall in Beeten und auf organischem Boden, wo Pflanzen zersetzt werden. Der Abbau erfolgt durch unzählige Bodenorganismen. Dazu gehören die bekannten Regenwürmer, aber auch sehr viele kleinere Bodenbewohner wie Fadenwürmer, Pilze und Bakterien.
Humus ist also Bestandteil von Kompost. Der Unterschied ist, dass Humus überall da entsteht, wo totes organisches Material liegt und verrottet. Bei der Kompostierung geschieht dies gezielt in einem angelegten Haufen, dem regelmäßig Material zugeführt wird.
Kompostieren auf engem Raum – verschiedene Möglichkeiten
Fermentieren mit Mikroorganismen
Das Fermentieren bezeichnet die chemische Umwandlung von Stoffen durch Bakterien und Enzyme. Fermentiert werden kann grundsätzlich alles natürlichen Ursprungs. Ein allseits bekanntes Fermentationsprodukt ist Sauerkraut. Fermentieren lassen sich aber auch Küchenabfälle wie Obst- und Gemüseschalen, Kaffeesatz oder Eierschalen. Aus dem fermentierten Material entsteht ein Dünger, der im eigenen Garten oder auf dem Balkon genutzt werden kann.
Um ein solches Ferment, auch Bokashi genannt, aus organischen Küchenabfällen herzustellen, werden ein luftdicht verschließbares Gefäß mit Sieb und Möglichkeit zum Ablassen von Flüssigkeit sowie effektive Mikroorganismen benötigt. Die effektiven Mikroorganismen werden regelmäßig auf das Material gesprüht, welches je nach Anfall schichtweise in das Gefäß gegeben wird. Mithilfe der Mikroorganismen entstehen zusätzlich Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Enzyme. Das Material muss immer gut feucht sein. Nach jedem Aufbringen von Material ist dieses etwas zu verdichten, so dass keine Luft mehr in Zwischenräumen vorhanden ist. Auch das Gefäß wird luftdicht verschlossen und benötigt in einem warmen Raum ca. 14 Tage zum Fermentieren.
Im Unterschied zum bekannten Kompost zerfällt das Material bei diesem Verfahren nicht in eine erdähnliche Substanz, sondern bleibt optisch dem Ursprungsmaterial ähnlich. Das reife Bokashi ist zu erkennen an einem leicht säuerlichen Geruch und dem glasigen Aussehen der einzelnen Stücke. Es wird in Beeten leicht vergraben und ist dann nach wenigen Wochen im Boden komplett zerfallen. Als Nebenprodukt entsteht während des Fermentationsprozesses eine Flüssigkeit. Diese sollte regelmäßig abgelassen werden und kann verdünnt mit Wasser als Flüssigdünger z.B. für Zimmerpflanzen verwendet werden.
Bei den Wurmkisten werden, wie der Name schon sagt, Kompostwürmer eingesetzt. Mit einer Wurmkiste können auf kleinem Raum Küchenabfälle zersetzt und in Biodünger verwandelt werden.
Eine Wurmkiste zeichnet sich durch zwei Kammern aus, die mit einer durchlässigen Membran voneinander getrennt werden. Die Kammern können nebeneinander oder übereinander liegen. Die Kiste sollte mit einem Deckel abgedunkelt werden aber luftdurchlässig sein, damit die Würmer mit Sauerstoff versorgt sind. Ganz unten sollte die Möglichkeit bestehen, dass überschüssiges Wasser abfließen kann. Die Holzkiste benötigt einen Standort mit Temperaturen zwischen 15- 25 Grad Celsius. Zuerst wird eine der Kammern befüllt. In die Kammern sollte als unterste Schicht kleingerissene, in Wasser eingeweichte Kartonage verteilt werden. Darauf wird die Wurmpopulation verteilt. Beides wird zusammen nochmal befeuchtet mit einer Sprühflasche. Die Würmer können mit den alltäglichen Küchenabfällen, Obst- und Gemüseschalen, Eierschalen, Kaffeesatz, Teebeuteln, aber auch Pflanzenresten, Zeitungspapier und Karton gefüttert werden. Das Material muss immer feucht gehalten werden.
Wenn die eine Kammer voll ist, wird die zweite befüllt. Haben die Würmer die Abfälle in der ersten Kammer alle „verspeist“, also zersetzt, wandern sie von alleine durch die Membran in die zweite Kammer und fangen dort an. Der Kompost in der ersten Kammer kann entnommen und im Garten oder auf dem Balkon verwendet werden.
Es gibt kleine Komposter, die auch auf einem Balkon Platz finden. Diese können gekauft, aber auch selbst konstruiert werden. Ein paar Punkte sind zu beachten, damit es nicht zu einer unangenehmen Geruchsentwicklung kommt und das Kompostieren gut funktioniert.
Für einen kleinen Komposter auf dem Balkon oder natürlich auch in einem kleinen oder auch großen Garten sollte ein Gefäß von mindestens 75 Liter vorhanden sein. Das Gefäß sollte einen verschlossenen Boden (kleine Löcher am Boden sind hilfreich) und idealerweise einen Deckel haben. Für die Konstruktion werden zusätzlich Holzblöcke, Ziegelsteine und ein Untersetzer zum Auffangen von Flüssigkeiten, z.B. eine Schale, benötigt. Zum Aufbau müssen in das Gefäß am unteren Rand Löcher für die Durchlüftung und zum Ablauf von Flüssigkeit gebohrt werden. Die Schale, die einen größeren Durchmesser als das Gefäß hat, wird an den gewünschten Standort gestellt. Links und rechts neben die Schale werden jeweils zwei Ziegelsteine gestellt. Über die Ziegelsteine werden die Hölzer gelegt. Die Ziegelsteine und Hölzer bilden somit ein Gestell, welches auch durch andere Konstruktionen ersetzt werden kann. Das Gestell muss höher sein als die Schale. Das Kompostiergefäß wird sicher auf die Konstruktion abgestellt. Durch das Höherstellen kann unter dem Gefäß die Luft zirkulieren, so wird einer Geruchsbildung vorgebeugt.
Für das Anlegen des ersten Komposts werden noch kleine Äste, Blätter und Zweige benötigt. Der Boden des Komposters wird mit gröberen Ästen bedeckt, darauf folgen kleine Zweige und Laub. So wird die Luftzirkulation sichergestellt. Nun können Küchenabfälle, wie Obst- und Gemüseschalen, Eierschalen, Kaffeesatz, Teebeutel, aber auch Pflanzenreste, etwas Rasenschnitt oder Herbstlaub dem Kompostierprozess hinzu gegeben werden. Das Material sollte immer zerkleinert hinzu gegeben werden. Dies beschleunigt die Kompostierzeit. Anschließend das Gefäß immer mit dem Deckel verschließen. In dem Kompost müssen neben feuchten auch trockene Bestandteile sein. Oftmals ist der Kompost zu feucht, so dass es zu einer Geruchsbildung kommt. Hier kann mit kleinen Papierschnipseln gegengesteuert werden. Wenn er zu trocken ist, wird einfach etwas gegossen. Nach circa drei Monaten sollte das erste Mal der Kompost umgeschichtet werden. Das Material von unten kommt nach oben, das von oben nach unten. Am einfachsten ist es, hierfür einen weiteren Komposter einzusetzen. Nach weiteren circa drei Monaten ist der Kompost fertig und kann im Garten, auf dem Balkon oder für Zimmerpflanzen verwendet werden.
Warum sollte ich kompostieren?
Kompostieren schützt die Umwelt. Durch die Eigenkompostierung müssen Bioabfälle nicht kilometerweit durch die Gegend gefahren werden, um in einer zentralen Anlage verarbeitet zu werden.
Der erzeugte Kompost kann im Garten als Dünger direkt verwendet werden. Dadurch sind chemische Düngemittel nicht mehr oder nur noch in deutlich geringerer Menge erforderlich. Der Humus verbessert langfristig die Bodenstruktur und die Fruchtbarkeit des Bodens. Vor allem beim Obst- und Gemüseanbau wird Kompost als Erosionsschutz geschätzt.
Kompost kann auch Torf weitgehend ersetzen. Ein wichtiger Vorteil in Hinsicht auf die heißen trockenen Sommer, die in den letzten Jahren vorherrschten, ist die Wasserspeicherfähigkeit von Kompost. Bis zum Fünffachen des eigenen Gewichts kann an pflanzenverfügbarem Wasser gespeichert werden.
Kompost im Landkreis Rotenburg (Wümme)
Im Landkreis Rotenburg (Wümme) nimmt die Abfallwirtschaft an insgesamt 17 Stellen Grünschnitt und Küchenabfälle an. Auf den Grünschnittsammelstellen, die es in jeder Kommune gibt, kann zu den bekannten Öffnungszeiten Baum und Strauchschnitt getrennt von Laub und Rasen angeliefert werden. Die Entsorgungsanlage in Seedorf nimmt nur Rasenschnitt und Laub an. Die Anlieferung ist für private Haushalte gebührenfrei. Die auf den Sammelplätzen zulässige Anlieferungsmenge beträgt für Baum-, Strauch- und Heckenschnitt sowie Laub 4 m³, die für Grasschnitt, Blumen und Wildkräuter 1 m³ je Anlieferer und Öffnungstag. Die Gesamtmenge von 4 m³ darf nicht überschritten werden. Darüber hinausgehende Mengen können auf der Entsorgungsanlage in Helvesiek kostenpflichtig abgegeben werden.
Der angelieferte Grünschnitt wird zu drei Kompostierungsanlagen gefahren und dort kompostiert. Der Baum und Strauchschnitt wird vor dem Transport klein gehäckselt. Der in den Anlagen entstandene Kompost wird zum Teil auf dem Entsorgungsanlagen in Helvesiek und Seedorf lose verkauft. Es handelt sich hierbei um zertifizierten Kompost, der ausschließlich aus Grünschnitt hergestellt wurde.
Auf den Grünschnittsammelplätzen stehen auch braune Tonnen, in denen Küchenabfälle gesammelt werden. Die gesammelten Küchenabfälle werden in einer Biogasanlage in Rhadereistedt verwertet.
Landkreis Rotenburg (Wümme)
Abfallwirtschaftsbetrieb
Große Straße 49
27356 Rotenburg (Wümme)